Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
ein sehr außergewöhnliches und herausforderndes Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Zeit für eine Rückschau, aber ebenso eine Zeit, um den Blick nach vorne zu richten, denn Vieles ist nicht mehr wie zuvor.
Wir blicken zurück auf ein Jahr, in dem wir uns eigentlich auf das Jubiläum 375 Jahre Westfälischer Frieden 2023 vorbereiten und einstimmen wollten. Er brachte der Gesellschaft und der Politik Frieden durch Diplomatie. Er verhalf dem Prinzip der Gleichberechtigung der Staaten zur Durchsetzung - unabhängig von ihrer tatsächlichen Macht. Und er ist ein Grundpfeiler des regelbasierten Völkerrechts, gegen das die russische Regierung durch den Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 eklatant verstoßen hat.
Mit dem Beschluss des Lengericher Conclusums im Juli 1645 wurde die elementare Grundlage geschaffen, die zum Abschluss des Westfälischen Friedens in Münster und Osnabrück im Jahre 1648 führte. Aus diesem Grund fühlt sich die Stadt Lengerich auch bei der Lösung von Konflikten und der Sicherung des Friedens besonders verpflichtet.
Ich bin stolz auf alle Bürgerinnen und Bürger, die sich ganz im Sinne des Lengericher Conclusums und seiner Botschaft „Pax optima rerum – der Frieden ist das Beste aller Dinge“, offen und laut gegen diesen Krieg aussprechen. Zahlreiche von Ihnen versammelten sich daher am 14.02.2022 zur Friedensdemonstration an der Stadtkirche, wo auch eine gemeinsame Resolution von allen politischen Fraktionen des Stadtrates und mir gegen den Angriffskrieg verbunden mit einem Aufruf zur Solidarität gegenüber der Ukraine verlesen wurde.
Viele solidarische Aktionen folgten verteilt über das gesamte Jahr. So wurde unsere Partnerstadt Warta bei der Versorgung von Kriegsflüchtlingen durch finanzielle Hilfen auch seitens der Stadt unterstützt. Die Vereine „Stützpfeiler.org“ und „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ organisierten viele gemeinsame Hilfstransporte in die Ukraine und konnten sogar Rettungswagen spenden. In dieser Krise zeigte sich die große Solidarität und Hilfsbereitschaft der Lengericher Bevölkerung. Auch hier vor Ort wurden und werden die Menschen aus der Ukraine herzlich aufgenommen. Ganz besonders bedanke ich mich bei allen, die Wohnraum für die Unterbringung der Geflüchteten zur Verfügung gestellt haben.
Mit dem Lengericher Friedenslichtergang am 3. Advent – einer gemeinsamen Veranstaltung der Volkshochschule Lengerich, der katholischen und der evangelische Kirchengemeinde Lengerich, dem Jugendbüro der evangelischen Kirchengemeinde Lengerich, dem Volksbund e.V., der Lengerich Marketing GmbH und der Stadt Lengerich - wurde ein weiteres Zeichen für den Frieden in Lengerich, Deutschland und auf der ganzen Welt gesetzt und dabei das Friedenslicht aus Bethlehem verteilt.
Liebe Menschen in Lengerich,
Rückblickend auf das Jahr 2022 konnten in dieser krisenbehafteten Zeit aber auch viele Projekte umgesetzt werden. Mit großem Engagement planten die Mitarbeitenden der Verwaltung, die Mitglieder des Stadtrates und zum Teil auch private Initiativen richtungsweisende Projekte und setzten sie um.
Die Sanierung der Bahnhofstraße ist abgeschlossen und erstrahlt nun gemeinsam mit dem Wapakoneta-Platz und dem Dyckerhoff-Brunnen im neuen Gewand. Die Sanierung der Altstadt hat begonnen und wir können uns auf eine komplett sanierte Innenstadt im Jahr 2023 freuen.
Auch die neue Gesamtschule öffnete nach den Sommerferien ihre Türen, nachdem die Friedrich-von-Bodelschwingh-Realschule sowie die Dietrich-Bonhoeffer-Realschule ausgelaufen sind. Der Abriss der Bodelschwingh-Realschule wurde im November begonnen und wird bis in das nächste Jahr hineinreichen. Das gibt Raum für Neues in Lengerich, denn das Areal mitsamt des Marktplatzes wird städtebaulich überplant.
Auf dem ehemaligen KLR-Gelände ist die Seniorenresidenz entstanden. Dort gibt es nun 80 Plätze in der vollstationären Pflege und 18 in der Tagespflege sowie 49 Servicewohnungen. Gemeinsam mit dem Ausbau von Haus Widum stellt sich der Bereich der Altenhilfe auf den demografischen Wandel ein und hat dabei ein vielfältiges Angebote in Lengerich entwickelt.
Unser Lengerich ist eine richtig schöne Stadt, mit tollen Anbindungen in die Natur. Das haben auch Studierende aus der ganzen Welt bestätigt, die im Rahmen eines internationalen Workshops Lengerich besucht haben. Neben Studierenden der Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück nahmen an dem Workshop die Universidad de Buenos Aires (Argentinien), die Tokyo NODAI (Japan), die New York City College of Technology (Vereinigte Staaten von Amerika), die Universidad Politecnica de Madrid (Spanien) und die Université de Toulouse (Frankreich) teil. Insgesamt 50 Studierende entwickelten gemeinsam Ideen und Konzepte, wie man den Landschaftsstreifen rund um die LWL-Klinik an die Lengericher Innenstadt Wald anbinden, die verborgenen Schönheiten von Lengerich aufwerten und touristisch attraktiver gestalten kann. Diese Ideen wurden vom Rat der Stadt Lengerich dankend aufgenommen. In einer Sondersitzung beschlossen die Ratsmitglieder die Erarbeitung eines Konzeptes zur Umsetzung dieser Ideen mithilfe einer Machbarkeitsstudie.
Liebe Lengericherinnen und Lengericher,
seit Ausbrauch der Corona-Pandemie konnten wir in diesem Jahr erstmals etwas Normalität zurückerlangen und liebgewonnene Traditionen, wie den Lengericher Krippenmarkt wieder durchführen. Die Krippenausstellung wurde ein Krippenweg, auf dem man die Illumination von Teilen der Fußgängerzone bestaunen konnte. Zudem fanden viele traditionelle Veranstaltungen statt, wie der Lengericher Lenz, der Hollandmarkt, das Brunnenfest, der Römermarkt und natürlich den Rock am Rathaus Konzerten als Besuchermagnet. Nicht zu vergessen war der Besuch der zahlreichen kleinSTADTMenschen, die uns den Blick auf unsere Stadt aus einer neuen Perspektive ermöglicht haben.
In Zeiten der Krisen und des Klimawandels konzentrieren wir uns wieder mehr auf uns, auf das Nahe und das Regionale. In diesem Sinne hat das Citymanagementden Regionalmarkt etabliert, auf dem vor allem landwirtschaftliche Erzeugnisse aus Lengerich angeboten wurden.
Nachdem Schülerinnen und Schüler sowie Ihre Eltern in Zeiten von Corona-Lockdowns stark belastet waren, war der Neustart der Berufswahlmesse in der Gempt-Halle besonders wichtig. Unter dem Motto „Deine Zukunft beginnt hier“ konnten sich die Schülerinnen und Schüler im direkten Austausch mit Unternehmen über die Berufsfelder informieren. Anders als in den Jahren zuvor, wurde die Messe nicht durch die Agentur für Arbeit, sondern durch die Gempt-Halle und durch die „Kooperation Wirtschaft und Schule“ organisiert. Letztere besteht aus den Wirtschaftsförderungen der Kommunen Lengerich, Lienen, Ladbergen und Tecklenburg, den Berufswahlkoordinatorinnen und -koordinatoren der weiterführenden Schulen aus Lengerich und Tecklenburg sowie Unternehmen aus der Region. Mit einer Rekordbeteiligung von 66 Unternehmen und Einrichtungen war die Bandbreite der vorgestellten Ausbildungs- und Studienplätze besonders groß.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
wir alle haben ein schwieriges Jahr hinter uns. Unser Land steht vor einer möglichen Energiekrise und einer anhaltend hohen Inflation. Manch einen wird bei all den Prognosen und Diskussionen rund um Gesundheit, Klima und finanzielle Absicherung ein ungutes Gefühl beschleichen und die Sorge in den Vordergrund treten lassen. Lassen Sie sich nicht davon überwältigen. Wir haben in diesem Jahr trotz oder gerade in diesen Krisenzeiten wundervolle Gesten und Zeichen der Nächstenliebe, insbesondere in der Solidarität zum ukrainischen Volk, erlebt. Bei allen Herausforderungen und Anstrengungen lässt mich diese Erkenntnis positiv und optimistisch in die Zukunft schauen. Auch hier gilt mein besonderer Dank denjenigen, die auf vielfältige Art und Weise, beruflich wie ehrenamtlich, ihren Beitrag zur Bewältigung dieser zusätzlichen Herausforderungen geleistet haben.
Daher danke ich insbesondere auch allen Bediensteten der Stadt Lengerich, die sich trotz schwieriger Umstände bestmöglich um die Belange der Stadt und die der Bürgerinnen und Bürger gekümmert haben.
Ob Corona-Pandemie, Ukrainekrieg oder Energiekrise: Ich bin zuversichtlich, dass wir auch diese Hürden meistern werden. Denn wir leben in einer liebens- und lebenswerten Stadt, familien- und seniorenfreundlich, innovativ und naturnah. Mit Menschen, die anpacken, helfen und sich gegenseitig unterstützen, mit starken ehrenamtlichen Strukturen, mit einem großen Zusammenhalt. Ich möchte all denen herzlich danken, die im vergangenen Jahr in unserer Stadt in hauptamtlicher, nebenamtlicher oder ehrenamtlicher Funktion ihren persönlichen Beitrag dazu geleistet haben.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen frohe und besinnliche Festtage sowie ein gesundes, glückliches und erfolgreiches neues Jahr 2023!
Ihr Bürgermeister
Wilhelm Möhrke